Über Wulf-Jürgen Adler

Kunst ist Verdichtung. Die Außenwelt wird von den Sinnen aufgenommen. Was daraus dann als Bild entsteht, kommt aus vielen Quellen, ist vielfach miteinander verknüpft und aus vielen Begegnungen gesättigt. Kunst kompensiert den Verzauberungsbedarf einer hochgradig technisierten Welt. Kunst ist „in“. Es gab noch nie in der Geschichte des Menschen so viele verschiedene künstlerische Positionen zu sehen. Kein Diktat zügelt die Kunst. Kunst ist also auch Freiheit, sich als Künstler/in so auszudrücken, wie man es möchte. Kunst ist und bleibt ein Prozess, der Sichtweisen und Gefühle in Bewegung setzen will und kann. Für uns als Betrachter ist manche Kunst bewegend, fasziniert uns, spielt mit unseren Assoziationen, zeigt uns Wege in unser Inneres auf und wird so zum Neuland unserer Träume. Form, Linie, Perspektive, Materialität und insbesondere Farbe bewirken dies.
Bei Wulf-Jürgen Adler sind es Linie und Farbe, die auf uns wirken. Adler ist ein Meister des kontrastiven Gebrauchs der Farbe. Kräftige Farben strahlen uns auf seinen Bildern entgegen. Manches Bild scheint auf den ersten Blick monochrom in Blau oder Rot zu erstrahlen.

Bei näherem Hinsehen zeigt sich, wie tiefenschichtig ein Rot oder Blau auf seinen Bildern ist. Farben fließen: Panta Rhei. Kalte und warme Farben begegnen sich, fließen aber auch in einander über. Nicht von ungefähr verwendet der Künstler immer wieder die Farbe Weiß, ist sie bekannterweise keine Negierung der Farbe an sich, sondern die absolute Zentrierung. Schon allein das zeigt, wie wichtig ihm die Farbe und ihre Kraft sind. In den letzten Jahren malt Adler häufig Bilder in Blau und Rot. Immer wieder findet er zu diesen Farben zurück. Ein Assoziationsexperiment hat ergeben, dass die meisten Menschen bei Blau an Himmel oder Wasser denken und bei Rot an Blut oder Liebe. Doch einen Symbolwert haben die Farben bei Adler nicht. Seine Malerei ist intuitiv, kommt aus seinem Innersten, ist nicht geplant oder konstruiert. Sie ist emotional, aber nicht gefühlsbetont. Die Farbe an sich bedeutet einen Reiz für ihn, den er experimentell in seiner Vielschichtigkeit auf die Leinwand bannt. Auch die Betrachter seiner Werke reagieren intuitiv auf diese Farben, erliegen ihrer Strahlkraft. Künstler und Betrachter treten in einen inneren Monolog.

Wie malt Wulf-Jürgen Adler seine Bilder?

Seine frühen Bilder waren farbintensive Punkte und Linien, die man ins Unendliche hätte weiterführen können, eine Inspiration durch das Informell. Heute sind seine Werke flächiger, monochromer, aber auch subtiler in ihrer Tiefenschichtigkeit und zeigen Spuren von „Verletzungen“. Mit dem Spachtel bringt Adler Farbe auf die Leinwand, zieht Linien hinein, kratzt auf der Leinwand, in die Farben, bringt Hintergrund und Vordergrund in Verbindung. Diese Kratzungen sind ein Spiegelbild unserer Zeit, in der Verfremdungen und Verletzungen zum Alltag gehören. Es ist oft nicht so, wie es scheint. Mit diesem „Schein“ spielt der Künstler. Interpretationen gibt er nicht vor, weder in eigenen Beschreibungen seiner Werke, noch in den Titeln. Warum auch? Die Autonomie des Betrachters ist für den Künstler Wulf-Jürgen Adler ein hohes Gut. Und so kann man sich nur intensiv schauend und wahrnehmend auf die Bilder Adlers einlassen. Tun Sie das, sie haben es verdient!

Inga Schubert-Hartmann, Vorsitzende Kunstverein Kreis Soest e.V.